Ein grosses Kunstwerk zu schaffen ist keine Kleinigkeit. Reicht der Platz im Atelier? Passt es auf eine Staffelei, oder muss es auf dem Boden bearbeitet werden? Bis ins 19. Jahrhundert hinein war allein schon die Beschaffung einer grossen Leinwand eine Herausforderung.
Shirley Jaffe, Big Square, um 1965, Kunstmuseum Basel, Erworben mit Mitteln des Arnold Rüdlinger-Fonds der Freiwilligen Akademischen Gesellschaft, Basel 2022 © 2025, ProLitteris, Zurich, Foto: Max Ehrengruber
Repräsentative Landschaftsgemälde wie Alexandre Calames Das Rosenlauital mit dem Wetterhorn (1856) verlangten nach Grösse, um ihre majestätische Wirkung zu entfalten. Das grandiose Panorama steht stellvertretend für die landschaftlichen Schönheiten der Schweiz und versinnbildlicht zugleich das zunehmende Bewusstsein einer nationalen Identität. Um die von grossen Gefühlen übermannten Gesichtszüge ging es Auguste Rodin, als er 1908/1909 zu Studienzwecken den Kopf von Pierre de Wissant für das Denkmal Die Bürger von Calais – von dem eine Version im Innenhof des Museums steht – überlebensgross modellierte.
Die US-amerikanische Malerin Shirley Jaffe hingegen wählte 1965 ein Format, in das sie beim Malen die Energie ihres ganzen Körpers einfliessen lassen konnte. Und Jenny Holzers imposantes Patriot 9 (2022) – das jüngste Werk im Rundgang – lässt zunächst an nichts Böses denken; unter der Oberfläche jedoch liegen die grossen Konflikte unserer Zeit; auf die Leinwand übertragene FBI-Dokumente zum Patriot Act, der den Ermittlungsbehörden der USA 2001 weitreichende Befugnisse im «Krieg gegen den Terror» zusprach.
Raumgreifend, anspruchsvoll, beeindruckend – die dreissig eindrucksvollen Werke aus der Sammlung des Kunstmuseums in diesem Rundgang geben Einblick in solche ganz unterschiedlichen Beweggründe für grosse Kunst.